Alexey Navalny - Weiße Nelken für seinen Leichnam, doch rote Rosen für seine/n lebendige Gesinnung und Geist!
Alexey Navalny: Sein Körper liegt unter der Erde; doch sein Geist und seine Gesinnung leben weiter - von Moskau bis Wladiwostok - in tausenden von russischen Herzen. - Stef-Art 24
Verehrte Leserschaft,
Am 20. Februar 2024 schrieb ich hier zum Tod von Alexey Navalny das Folgende:
Für die Freilassung des mutigen Alexey Navalny, gab es viele Petitionen, gerichtet an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Eine von ihnen kam auch aus Ravensburg - mit einem zwar sehr kurzem, dafür aber um so eindringlicheren Text.
Nun - drei Jahre später - ist es zu spät für die Rettung Navalny's Leben. Wie wohl jeder Mensch, hatte auch "Alexey" Schattenseiten, die in seinem Fall eher rechtsgerichtet waren. Viele seiner national-populistischen Äußerungen hat er später bereut. E hatte nicht nur den Mut, Putin die Stirn zu bieten, sondern noch den viel größeren, nach dem "missglückten" Giftanschlag auf ihn, in die russische Föderation zurückzukehren. Wer von uns verhätschelten Westdemokraten hätte wohl je diesen doppelten Mut gehabt!? R.I.P Alexey Navalny 🎚 -
Wladimir Putin ist noch einsamer geworden und ich bin sicher, dass seine Tage als Präsident gezählt sind.
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Aufgrund der Angaben und der Bilder von Navalny's Beisetzung gehe ich davon aus, dass es etwa 30.000 Menschen gewesen sein müssen, die dem verstorbenen Alexey Navalny das letzte Geleit und seinen Eltern und der Witwe Trost und Mut zum Weiterleben gaben. Viele von ihnen trugen entweder rote Rosen oder weiße Nelken, einzelne oder in ganzen Sträußen. Bilder davon gibt es genug. Die Rheinische Post schreibt dazu: "Dass sie in der Welt sind, lässt hoffen: Dass Russland noch kein totalitärer Staat ist, das Volk nicht völlig gleichgeschaltet, sondern bereit, etwas zu riskieren, weil sie die Herrschaft des Despoten nicht hinnehmen wollen. Putins Macht scheint begrenzt – noch."
Nur wenige in der Menschenmenge waren vermummt, so dass die meisten Trauerden ein besonders großes Risiko eingingen, später festgenommen und inhaftiert oder gar getötet zu werden. Wer von uns freien Deutschen wäre für eine gerechte Sache bereit, so weit zu gehen?
- Und in der Tat wurden in Moskau und anderen Städten Menschen von den russischen Polizeikräften festgenommen: "Sechs Menschen wurden demnach in Moskau festgenommen, wo Tausende Menschen an den Trauerfeierlichkeiten für Nawalny teilgenommen hatten. In Nowosibirsk (ganz om Osten [am "Japanischen Meer"] setzten die Sicherheitskräfte mindestens 14 Menschen fest, auch in anderen Städten, unter anderem in Woronesch, Jekaterinburg, Kasan und Nischnij Nowgorod, kam es zu Festnahmen." (ntv.de)
Aber es war ja nicht nur das. Sie alle skandierten Parolen und Schwüre, die in einem de facto diktatorisch geführten Staat im Grunde nicht einmal gedacht werden dürfen. Sie alle haben damit gezeigt, dass sie würdige Nachfolger/innen dessen sein könnten, dessen Körper sie in diesem Augenblick unter die Erde bringen (weiße Nelken), dessen Geist und Gesinnung sie aber in ihren Herzen tragen (rote Rosen) und die damit lebendig bleiben!
Wenn nur eine oder einer unter tausend von ihnen es dann auch wirklich tut, dann wären es 30 Re-Bellen (bellum = Krieg) - Widersacher Wladimir Putins. Ob der aber mit diesem Aufstand für Nawalny und Revolte gegen sich gerechnet hat? Hat er sich am Ende gar verrechnet, so wie ich es ganz oben hoffend prognostiziert habe?
Auch die anwesende russische und außerrussische Prominenz und Politik- Graf Lambsdorff für die BRD - waren ein deutliches Zeichen gegen Putin. Allerdings wurde der Diplomat Lambsdorff von Sicherheitskräften aufgehalten. Kein Durchkommen, keine Chance, auch nur auf den Vorplatz der kleinen Kirche am Moskauer Stadtrand zu gelangen. Diplomaten-Status hin oder her. Lambsdorffs Mission war diese: Ehrerbietung für einen mutigen, toten Mann – und Beistand für die lebenden Kreml-Gegner. Sollte der Staat losknüppeln bei der Trauerfeier, dann stünden die Spitzendiplomaten an der Seite der Mut-Russen. (Quelle)
- Die CDU-Fraktion in Rostock will eine ihrer Straßen nach Alexey Navalny umbenennen, weil dessen Tod nicht umsonst gewesen sein darf. Die bisherige Ilja-Ehrenburg-Straße soll in Zukunft Navalnys Namen tragen. Dazu heißt es aus den CDU-Kreisen: "Ehrenburg ist eine höchst kontroverse Person, die im stalinistischen Russland für viele Tote zumindest mitverantwortlich ist. Es sollten keine Straßen nach ihm benannt sein, in Deutschland schon gar nicht.“
- Einige Initiativen und auch Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), wollen in Berlin erreichen, dass ein Platz nach Alexey Navalny benannt wird. "In Berlin, der Stadt der Freiheit, einen Platz nach ihm zu benennen, wäre ein Zeichen der Ermutigung auch für all diejenigen, die sein Erbe unter für sie selbst bedrohlichen Bedingungen verteidigen", sagte Giffey (Quelle: "Süddeutsche")
Und so wie ich vernahm, will auch die Hansestadt Hamburg Navalny in dieser Form gedenken. In Ravensburg, "meiner" Stadt, würde sich dafür die immer noch namentlich existierende "Hindenburgstraße" dafür eignen. Denn wenn es in Deutschland nicht angebracht ist, eine Straße nach einem kommunistischen Mittäter zu benennen (Rostock), dann sollte das unbedingt auch für Hitlers Wegbereiter gelten. Doch das scheitert hier (Ravensburg) vor allem auch an der CDU.
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Der verstorbene Kremlkritiker Nawalny ist in Moskau beigesetzt worden. Trotz eines Großaufgebots der Polizei hatten sich Tausende Menschen versammelt. Sie skandierten Nawalnys Namen, auch Anti-Putin-Parolen waren zu hören.
Zwei Wochen nach seinem Tod in einem russischen Straflager ist der Kremlkritiker Alexey Nawalny in Moskau beerdigt worden. Im Beisein einiger seiner Angehörigen wurde er auf dem Borissowskoje-Friedhof im Südosten der russischen Hauptstadt beigesetzt. Der Sarg sei zur Musik des Films "Terminator" in den Boden eingelassen worden, schrieb der Nawalny-Unterstützer Iwan Schdanow im Onlinedienst Telegram.
Zuvor hatten sich Angehörige und Unterstützer am offenen Sarg von dem Verstorbenen verabschiedet. Sein Team, das wegen drohender Festnahme im Ausland ist, rang mit den Tränen, als Nawalnys Angehörige den Leichnam küssten. Die Live-Bilder waren in einem Youtube-Stream zu sehen. Die Leiche lag mit Blumen bedeckt im Sarg, umgeben von zahlreichen Menschen. Nawalnys Mutter, die eine Kerze in der Hand hielt, und sein Vater saßen während der Zeremonie neben dem Sarg.
Laut der Nachrichtenagentur AFP skandierte eine Menge in der Nähe des Friedhofs "Nein zum Krieg!" Die Nawalny-Anhänger riefen demnach zudem "Nieder mit der Macht der Mörder" und "Wir werden nicht verzeihen".
Trotz eines Großaufgebots von Polizei und Sicherheitskräften hatten sich schon Stunden vor der Beerdigung zahlreiche Menschen versammelt. An der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer" im südöstlichen Bezirk Marjino drängten sich Tausende Trauernde an Metallgittern, um sich von dem Oppositionsführer zu verabschieden. Viele trugen Blumen in den Händen.
Nach Angaben von Nawalnys Team war die Schlange wartender Menschen mehrere Kilometer lang. Im Livestream, den die Mitstreiter des Verstorbenen auf Youtube sendeten, war zu hören, wie die Menschen "Nawalny" und "Wir werden nicht vergessen" skandierten sowie "Du hattest keine Angst und wir haben keine Angst". Viele riefen auch Anti-Putin-Parolen wie "Putin ist ein Mörder" und "Russland ohne Putin".
Der Sarg mit dem Leichnam des Oppositionellen war nach einer Zeremonie in der Kirche zum etwa eine halbe Stunde Fußmarsch entfernten Friedhof Borissowskoje gebracht worden. Die Trauernden hatten den Leichenwagen auf dem Weg zum Friedhof begleitet. Auch dabei wurden Rufe laut. "Nein zum Krieg" und "Liebe ist mächtiger als Angst", wurde skandiert.
Zur Trauerfeier kamen auch westliche Botschafter, darunter der Deutsche Alexander Graf Lambsdorff. Die letztlich nicht zugelassenen russischen Präsidentschaftsanwärter Boris Nadeschdin und Jekaterina Dunzowa waren ebenfalls in der Menschenmenge vor der Kirche zu sehen.
Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte den Mut der Russinnen und Russen, die an der Beisetzung teilgenommen hatten. Sie "sind damit ein großes Risiko eingegangen - für die Freiheit", schrieb der SPD-Politiker im Internetdienst X (früher Twitter). "Alexey Nawalny hat seinen Kampf für Demokratie und Freiheit mit dem Leben bezahlt", so Scholz. Doch "nach seinem Tod tragen mutige Russinnen und Russen sein Vermächtnis weiter".
Die Witwe Julia Nawalnaja, Tochter Darja und Sohn Sachar nahmen nicht an der Trauerfeier teil, weil sie für ihre eigene Sicherheit im Ausland sind. Nawalnys Frau hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin des Mordes an ihrem Mann bezichtigt. Sie würde damit in Russland eine Festnahme riskieren. Auch Nawalnys Team ist nicht im Land, weil seine Mitarbeiter, die als Extremisten gelten, ebenfalls sofort festgenommen würden.
Nawalnaja veröffentlichte zum Abschied von ihrem Mann per Videoclip eine Liebesbotschaft mit Szenen aus ihrem gemeinsamen Leben. "Ljoscha, ich danke dir für 26 Jahre absolutes Glück", schrieb die 47-Jährige bei Instagram und X. "Ja, sogar für die letzten drei Jahre des Glücks. Für die Liebe, dafür, dass du mich immer unterstützt hast, dass du mich sogar im Gefängnis zum Lachen gebracht hast, dass du immer an mich gedacht hast." Ljoscha ist die Koseform des Namens Alexey.
Nawalnys Eltern waren bei der Trauerfeier in Moskau anwesend, seine Frau Julia nahm aus Sicherheitsgründen nicht teil.
Russlands Machtapparat hatte vor der Kirche und am Friedhof eine für die Trauernden beispiellose Drohkulisse aufgebaut: Metallgitter wurden weiträumig aufgestellt, Dutzende Einsatzfahrzeuge mit Uniformierten bezogen schon am frühen Morgen Stellung, Uniformierte überprüften Dokumente und persönliche Gegenstände von Passanten, wie russische Medien meldeten. Auch das mobile Internet sei eingeschränkt worden. Auch am Borissowskoje-Friedhof wurden zahlreiche Polizisten postiert.
Der Kreml warnte vor Beginn der Trauerfeier vor der Teilnahme an "nicht genehmigten" Versammlungen. Wer an einer solchen Kundgebung teilnehme, werde "gemäß dem geltenden Recht zur Verantwortung gezogen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Tass.