RS 9 - OFFENER BRIEF an OB Dr. Rapp
7. Mai, 2024 um 18:53 Uhr,
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Nachrichtlich: RP Klaus Tappeser, BUND, FFC, Planungsbüro, adfc Ravensburg, Martin Hulin, Lars Raible, critical mass, Manne Walser
OFFENER BRIEF
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Rapp,
als Bürger des Schussentals und seiner Metropole Ravensburg, kann ich Ihren Unmut über die praktisch "im Sande" verlaufenden bisherigen (seit 2019) Planungen, und die damit in Verbindungen stehenden Hoffnungen bezüglich des "Radschnellweges" (RS 9) von Baindt im Norden bis an den Bodensee im Süden verstehen und teilweise auch teilen. Die jetzt ins Gespräch gebrachte Lösung einer "Radvorrangroute" wird meiner Meinung nach immer eine theoretische bleiben, weil - selbst, wenn sie implementiert (und von oben vorgeschrieben) würde -, an den Bedürfnissen der Fahrradfahrer-Community (FFC) vorbei und deshalb in der Praxis schlicht ignoriert werden wird, womit ich ein jetzt schon existierender und teilweise anderer Verkehrsteilnehmer gefährdendes Problem ansprechen möchte.
Denn solange es keine wirklich den Bedürfnissen der FFC angepasste Lösung gibt (zügiges Vorankommen, direkte Anbindungen an das jeweilige Ziel, Sicherheit von A nach B), werden sich manche Fahrradfahrer weiterhin "wildwuchsartig" ihre individuell passende Lösung suchen - um von A nach B zu kommen - und dabei unter Umständen den § 1 StVO und andere Vorschriften ignorieren. Das jedenfalls sind meine und auch anderer Bürger Beobachtungen, von denen (Verstöße) es dann leider aber oft fälschlicherweise heißt, es seien "Ausnahmen" oder "Einzelfälle". Zwar bin ich mir sicher, dass sich z.B. die Mitglieder von "Critical Mass", BUND, adfc und andere Vernünftige an die Regeln halten, doch sie sind nur ein kleiner Teil der insgesamt bis zu 2.000 (?) täglichen analogen- und E-Biker durchs Schussental.
Bevor ich diese Mail schreibe, habe ich mich ausführlich mit den Unterlagen verschiedener Seiten beschäftigt. Dennoch kann ich nicht behaupten, so etwas wie ein Experte in Sachen "Fahrradwege/Schnellwege/Autobahn" zu sein. Aber, es wird mir wohl kaum jemand widersprechen können, wenn ich behaupte, dass die Verkehrs-Infrastruktur/Regeln dem Verkehrsaufkommen entsprechen muss, damit es nicht zu "Wildwuchs", Gefährdungen, Chaos und Unfällen kommt. Das gilt für den Luft-, Wasser-, Auto-, Fahrrad- und Fußgängerverkehr gleichermaßen und wird auch von staatlicher/kommunalen Seite beherzigt --- eben aber mit der Ausnahme des "Fahrradverkehrs". Da ist der Stand z.B. im Schussental zum großen Teil noch in den 1970er-Jahren stehengeblieben, wenngleich an einigen Stellen partiell Verbesserungen vorgenommen werden.
Wenn es in den Unterlagen an mehreren Stellen heißt, die Topografie oder die vorhandenen Möglichkeiten oder was auch immer, eignen sich an vielen Stellen nicht für einen Fahrradschnellweg und es muss "logischer" (?) Weise "neu gedacht" werden, dann darf das eben nicht zu - im wahrsten Sinne des Wortes - abwegigen Routen führen, vorbei an den Bedürfnissen der FFC, sondern dann muss das getan (tun!!, wie Sie richtig betonen) werden, was in den anderen Bereichen (mehr Flugplätze, mehr Fluglotsen, mehr Autobahnen und Straßen und Tunnel :), mehr und "längere" Fußgängerampeln mit grünen Männchen) ja getan und angegangen wird.
Ich bin mir nicht sicher ob es stimmt und bin daher vorsichtig, aber aus den Unterlagen der FFC geht auch hervor, dass in Sachen FS 9 von behördlicher Seite teilweise mit falschen Argumenten gearbeitet wird, und auch der Leserbrief der SZ aus der Gemeinderatssitzung Weingarten (3. Mai 2024) zum Thema wirft demokratische Fragen auf. Aber wie ich schon auf meinem Blog (den ich nicht mehr betreibe) einmal schrieb, kann die Politik nicht einerseits für den Umstieg aufs Fahrrad und E-Bike werben (umweltschonend) und subventionieren - und anderseits bei der vernünftigen Kanalisierung des vermehrten Zweiradaufkommens versagen. Das sollte beides Hand in Hand gehen, oder?
Das Syntagma "neu denken" möchte ich dennoch aufgreifen und erweitern auf "neu- und weiterdenken". Zur vernünftigen, den Realitäten angemessenen Fahrrad-Infrastruktur, gehören meines Erachtens auch neue und weitere Regeln, welch aber in der Verantwortung "höherer" Politik liegen. Dazu gehört unbedingt eine für alle einsehbare Kennzeichnung der Fahrradfahrzeuge - ein Nummernschild, welches zur Einhaltung von Regeln respektive Sanktionierung bei Nichteinhaltung unabdingbar ist. Des Weiteren eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Denn die in den Unterlagen oft erwähnten 18/22 km/h, werden sukzessive von immer mehr Radfahrern um hundert oder 120 Prozent überstiegen!! - ohne Rücksicht auf die zur Seite springenden Fußgänger.
Ich wünsche Ihnen für Ihren verantwortungsvollen "Job" alles Gute mit der Bitte, die vielfältigen ökologischen Bemühungen verschiedenster Bürgergruppen weiter zu unterstützen.
Mit Respekt und Freundlichkeit,
Stefan Weinert, Ravensburg-Nord