Gastbeitrag bei "Servus Ravensburg": UNO-Weltwassertag am 22. März mit fulminanten Aussichten ...
Sein Motto lautet heuer: "water for peace" (=Wasser für Frieden). Und er steht am Freitag, 22. März 2024 im Kalender: der UNO-"Weltwassertag". Dabei bietet sich das quirlige Nass als friedliche Energiequelle besonders an. Mit Wasserkraft. 2022 lieferte sie 15% des weltweiten Strombedarfs. Mehr als Atomkraft. Wasserkraft stellt damit bisher die stärkste erneuerbare Energieträgerin rund um den Globus dar. In Deutschland setzte sie sich noch um 1900 in rund 80.000 Wassertriebwerken frei. Heute brummeln, rattern und surren noch etwa 8.000 Wasserkraftanlagen zwischen Bodensee und Ostsee. Also ein Zehntel. An einigen Orten erlebt sie jetzt eine regenerative Renaissance. Ihr Anteil am deutschen Strommix von 4% ließe sich also erkennbar steigern.
Sie wirkt auch nachts. Mit ihr kann auch dann Strom erzeugt werden, wenn der Wind nicht weht. Wasserkraft ist bewährt und beliebt bei der Bevölkerungsmehrheit. Wasserkraft bestärkt eine "grundlastfähig" einschätzbar sicherte Elektrizitäts-Versorgung. In Stauseen, Teichen und Weihern ruht sie auf Vorrat für trockene Zeiten. Ihre Rückhalte-Mauern halten Hochwasser zurück. Entsteht eine Kilowattstunde Strom dank der Energie treibender Tropfen, belastet das die Luft weder mit Kohlenstoffdioxid (CO 2), noch mit Schwefel, Stickstoff oder Staub. Auch keinem "Feinstaub". Wasserkraft kann sich ökologisch wertvoll entfalten. Biologe und Physiker Ernst Ulrich von Weizsäcker ("Club of Rome") bezeichnete Wasserkraft-Staubereiche als "wunderbare Biotope".
... eröffnet in Wangen im Allgäu. Zu ihren Anziehungspunkten gehören mehrere Wasserkraftanlagen auf ihrem Gelände. Vor allem alte und wieder 'wachgeküsste'. Also modernisierte. In der voralpinen Stadt, kaum eine halbe Autobahnstunde vom Bodensee entfernt, liefert seit gut zehn Jahren wieder aktivierte Wasserkraft Strom für Verwaltungsgebäude. Dafür hat Wangen eigene Stadtwerke gegründet. Dazu gesellen sich private Wassertriebwerke. Aus der Wucht treibender Tropen fließen pro Jahr in Wangen rund 7 Millionen Kilowattstunden Elektrizität. Genug für fast 5.000 Privatpersonen. Also fast ein Fünftel der 27.411 Einwohnerinnen und Einwohner Wangens.
Eine dieser Wangener Wasserkraftanlagen verdoppelte bis 2011 ihre Strommenge. Trotzdem fließt seither mehr Wasser ums Stauwehr - damit Fische die Kurve kriegen. Diese beachtliche Steigerung des heimisch bewährten Stromertrags erfreut nicht allein die Wangener Bevölkerung. Noch stärkere Steigerungen zeigte Wasserkraft in Oberstdorf. Stammten dort in "Deutschlands südlichster Gemeinde" um 1990 noch rund 7% aller am Ort genutzten Kilowattstunden aus Wasserkraft, so sind es heute etwa 50%. Also gut siebenmal mehr.
Dabei erweist sich Wasserkraft immer wieder als sinnliches Erlebnis. Zum Beispiel in Rot an der Rot (Landkreis Biberach). Unterm Dach des Gasthofs "Alte Klostermühle" befinden sich mitten in dem barocken Klosterort sowohl ein regional saisonal schmackhaftes Restaurant als auch eine Wasserturbine. Den Zulauf zu ihr hatten bereits Prämonstratenser-Mönche Jahrhunderte zuvor anlegen lassen. Mit Rolf Gschwind baute in Rot an der Rot ein Techniker sein Unternehmen auf. Es durfte erfahren: Wenn es rund 500 Wasserkraftanlagen in (Mittel-)Europa während der vergangenen 35 Jahre optimierte und sanierte, brachte das doppelt so viel Strom, wie vor der Verbesserung, mit sich. In der Wasserkraft steckt also noch viel bisher unterschätztes Potential. Ernst Ulrich von Weizsäcker: "Da gibt es wieder viel zu tun."
Julian Aicher, Leutkirch