Plantanen
Leserbrief zu „Am Ravensburger Bahnhof fallen erste Bäume für den Schussenpark“
Für so manche Ravensburger Bürger/innen ist der geplante und jetzt in Angriff genommene "Schussenpark" das Prestige-objekt des Oberbürgermeisters Dr. Rapp. Im Laufe der vergangenen Jahre ist es ihm gelungen, daraus ein Vorzeigeprojekt der „Stadt Ravensburg“ in Sachen Klima werden zu lassen. So jedenfalls auf dem Papier. Doch ob dieser „Parkstreifen“ tatsächlich im Sinne der Klimaerholung sein wird, wage auch ich zu bezweifeln. Und zwar vor allem deshalb, weil in der/den kommenden Woche/n 15 (in Worten: fünfzehn) große, mit Kronen gekrönte, alte und Schatten und Sauerstoff spendende Platanen plus eine unbestimmte Zahl von "kleinen" Bäumen weg gesägt werden, um Platz für ein Klimaprojekt zu machen. Angeblich sei das „unumgänglich“, heißt es.
Das klingt mir doch eher nach einer sehr schlechten Rede aus der Bütt, die der Sprecher von „Schilda“ mit dem Versprechen geplanter Neupflanzungen im Übermaß, versucht, abzumildern. Allerdings macht diese für mich typische Sprechblase die Sache nicht besser. Denn wer meint, durch solche Art von „Umschichtungen“ eine Klima-Arbitrage herbeiführen zu können, dürfte sich kräftig getäuscht haben. Es wird 25 Jahre und mehr dauern, bis die Neupflanzungen einigermaßen adäquat Sauerstoff, Schatten und Feuchtigkeit spenden.
Und wer entscheidet in unserer Stadt eigentlich, was "unumgänglich" ist? Für mich aber heißt unumgänglich noch lange nicht „unumkehrbar“! Meine Meinung ist, dass ein solcher Park, der ja wirklich nur ein „Streifen“ ist, sich den alten Platanen anpassen muss und nicht umgekehrt.
In Städten wie Ronneburg, Naumburg, Potsdam, Essen und anderen Städten, sind einzelne alte Platanen oder Platanen-Ensembles zu Naturdenkmälern erklärt worden. Ich erwarte von einer Stadt, die sich seit 2020 dem Klima verschrieben hat, dass sie noch „mal denkt“, bevor sie die Säge in die Stämme lenkt.
Stefan Weinert, Ravensburg