Zeichen gegen (tödliche) Polizeigewalt: Aktivist/innen mit Plakataktion in Ravensburg
Aktivist:innen setzen Zeichen gegen (tödliche) Polizeigewalt: Plakataktion in der Ravensburger Innenstadt
Ravensburg den 14.03.24 – Die nächtliche Aktion der Aktivist:innen rückt die gesellschaftliche Realität von Polizeigewalt in den Fokus und kritisiert die Strukturen und Praktiken innerhalb der Strafverfolgungsbehörden.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag dieser Woche wurden Plakate mit den Opfern tödlicher Polizeigewalt von 2010 bis 2024 in der Ravensburger Innenstadt, am Bahnhof sowie entlang der Karl- und Schussenstraße angebracht.
Jedes Plakat trägt nicht nur die Namen der Opfer (falls bekannt), sondern auch die genaueren Umstände und den Ablauf der Vorfälle. Durch diese detaillierte Darstellung möchten die Aktivist:innen eine kritische Debatte über die Mechanismen und Strukturen anstoßen, die zu derartigen tragischen Ereignissen führen.
Gestaltung und Foto: Aktivii (c) -
Blogger: Zur Chronik des Vorfalls hier: https://polizeischuesse.cilip.de/fall/cilip-2023-2
Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass es sich bei den Opfern meist um Männer mit Migrationshintergrund handelt, die meisten davon waren außerdem psychisch krank oder befanden sich in einer psychischen Ausnahmesituation. Dies legt nahe, dass strukturelle Probleme, rassistische und ableistische Tendenzen innerhalb der Strafverfolgungsbehörden existieren. Hierzu betonen die Aktivisti, dass die Aktion nicht als pauschale Verurteilung der Polizei zu verstehen ist, sondern als Aufruf zu einer dringend benötigten, transparenten und unabhängigen Untersuchung dieser Vorfälle.
An der Ravensburger Karlstraße: Gestaltung und Foto: Aktivii (c)
In diesem Zusammenhang äußert Sina Wagner (24) folgende Kritik: "Die immer größer werdende Zahl von Opfern von Polizeigewalt, insbesondere von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Migrationshintergrund, ist alarmierend. Diese Aktion soll nicht nur auf die einzelnen Schicksale aufmerksam machen, sondern auch dazu ermutigen, die Strukturen und Praktiken der Strafverfolgungsbehörden kritisch zu hinterfragen. Das Verhalten der deutschen Polizei gegenüber psychisch kranken Menschen verdeutlicht die Notwendigkeit einer gründlichen Überprüfung polizeilicher Handlungsweisen."
Ravensburger Innenstadt:
Gestaltung und Foto: Aktivii (c)
In den letzten 14 Jahren sind insgesamt 144 Menschen von der Polizei ermordet worden, wovon mutmaßlich 108 Opfer von ungerechtfertigter tödlicher Polizeigewalt wurden.
Hierbei haben sich mindestens 64 Menschen in einer psychischen Ausnahmesituation befunden und 9 unter Einfluss von Drogenkonsum standen. Diesen 108 Menschen wurden bei der Aktion ein "Steckbrief" gewidmet, mit den Umständen ihres Todes. Auffällig ist auch, dass nur 3 Menschen weiblich waren und die anderen Opfer alle männlich.
"Unser Anspruch an das Gewaltenmonopol in unserem Staat sollte deutlich höher sein", so der beteiligte Aktivist Leonhard Zips. (23) "Wieso wird ein 19-jähriger Mann mit 26 Schüssen von 3 Polizist:innen durchsiebt, weil er einen anderen Menschen leicht verletzt hat? Dann wird der Fall nicht mal aufgearbeitet und nur ein bisschen wegen Totschlag ermittelt... mit 26 Schüssen Totschlag? Es kann nicht sein, dass unsere Exekutive, bei Lappalien zu solchen absolut ungerechtfertigten und nicht verhältnismäßigen Maßnahmen greift."
"Die Polizei hat das Gewaltmonopol, sollte aber niemals Richter und Henker in einem sein! Die Polizei macht aber genau das! No Justice no Peace!" Wilma Poresch (33).